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(aus Mika und Co - Band 2: "Keine Langeweile mit Mika")
2 Mika fährt Schlitten
Bereits Ende November kriecht der Winter in diesem Jahr aus seinem Versteck und packt ganz Sonnfeld in eine feste Schneedecke. Dabei hat er auch schon ordentlichen Frost mitgebracht. Mika freut sich. Gleich nach der Schule will er heute zum Wasserberg. Dort gibt es eine tolle Rodelabfahrt. Alle seine Mitschüler und viele Freunde treffen sich dort. Auch die Großen wie Hinnerk, Franco, Ole und Lando ... sind oft dort, wenn ihnen der Weg zur ‚Todesbahn‘ in der Wolfsschlucht zu weit ist. Das Mittagessen ist schon fertig, sein Vater ist aus dem Geschäft gekommen, Omi und Opa sind auch da. Also futtert Mika seine drei Fischstäbchen mit Stampfkartoffeln. Er ist fertig und springt vom Tisch auf. Das darf er heute, weil es so früh dunkel wird. Mika soll genug Zeit zum Rodeln haben. Schnell zieht er sich seine warmen Stiefel an und schnappt sich seine dicke Winterjacke, Schal, Handschuhe und Mütze.
Als Mika seinen eingestaubten Schlitten aus dem Schuppen holt und die verrosteten Kufen mit einem Stückchen Speckschwarte abreibt, schneit es immer noch dicke Flocken. Er freut sich. Er hat eben noch mit Tim telefoniert. Er und Kalle wollten nämlich das flache Stück am Weinbergsweg mit Wasser in eine Eisbahn verwandeln. Kalle und Tim gehen zum Wasserberg über den Weinbergsweg. Wasser holen sie sich bei Kalles Onkel, der direkt dort wohnt. Tim hat Mika in der Schule versprochen, für eine Eisbahn an dieser Stelle zu sorgen. „Wenn dann oben am Friedhof kein Auto kommt, rasen wir durch bis nach unten an die Jeetzel zum ‚Café Kringe’!“, freut sich Mika.
Dann macht er sich auf den Weg zum Wasserberg. Unterwegs trifft er viele andere Kinder mit ihren Schlitten, auch Malte ist unter ihnen. Fast alle wollen zum Wasserberg. Nur die Kleineren trauen sich diese Abfahrt noch nicht. Sie ist ihnen zu steil. Sie gehen lieber zum Weinberg. Dort sind auch ein paar kurze Abfahrten. Aus dem Jakobsberg kommt ihr Freund Arne, auch mit Schlitten. „Gehst du mit zum Wasserberg, Arne?“, fragen Malte und Mika. – „Klar, wohin denn sonst!“, ist dessen knappe Antwort.
Schon bald erreichen sie ihr Ziel. Die letzten Meter sind allerdings etwas risikoreich, denn immer wieder rasen Kinder auf ihren Schlitten auf dem schmalen Weg an ihnen vorbei. Aber das kennen sie schon. Schließlich müssen sie alle hier wieder hoch, wenn sie nach unten gerodelt sind. Ihnen sind die gefährlichen Stellen bekannt. Noch um eine Kurve und dann das letzte steile Stück hinauf auf den Wasserberg. „Sollen wir hier noch auf Tim und Kalle warten?“, fragt Mika. Arne meint, dass ihnen die beiden bestimmt entgegen kämen: „Lasst uns doch zwei Kurzfahrten machen, bis zum Friedhof unten. Dann sehen wir ja, ob sie kommen. Wir können dann ja kurz anhalten.“ – „Nee, nee! Auf keine Fall! Ich steig nicht ab, wenn ich so richtig Speed drauf habe! Dann versuch’ ich bis zu Kringe zu kommen!“, sagt Malte dazu.
Von oben gibt es zwei Startplätze. Mika, Malte und Arne wählen den oberen, weil sie ja mehr Schwung für ihre Fahrt bis hinunter an die Jeetzel brauchen. Im Sitzen kann man dieses Ziel nicht erreichen. Die drei müssen also auf dem Bauch liegend auf ihren Schlitten rodeln. Auch das Bremsen müssen sie sich verkneifen. Sie dürfen nur leicht mit den Füßen lenken. Mit einem kurzen Spurt startet Mika. Arne und Malte folgen direkt dahinter. Schnell bekommen sie vollen Speed. Die erste Kurve naht. „Hong! Hong!“, schreit Mika. Den langen Weg an der Friedhofshecke entlang rasen sie weiter. „Pass auf!“, schreit Arne, „da vorne kommen Kalle und Tim!“ Doch Mika hört ihn nicht! Zu schnell braust der Wind in seinen Ohren.
Jetzt heißt es aufpassen, die gefährliche Stelle naht. Kommt ein Auto, müssen sie anhalten. ‚Nein, es kommt kein Auto!’ Ein größeres Mädchen – Mika erkennt die Schwester von Ole – winkt ‚Freie Fahrt!’. Es folgt noch ein sehr enger aber steiler Weg, dann geht es rechts herum, den Weinbergsweg hinunter. Das erste Stück – die Kastanienallee – ist auch noch recht steil. Hier können sie ihre Geschwindigkeit noch etwas erhöhen. Dann kommen zwei Kurven bei der Riesenkastanie, erst links dann rechts. ‚Hoffentlich ist das Wasser, das Tim und Kalle gegossen haben, schon gefroren, dann kommen wir gut durch!’, hofft Mika. Und es klappt prima! Der Weg ist vereist! Das gibt noch mal Tempo. Die drei müssen sogar aufpassen, dass sie nicht in die Büsche rasen, so spiegelglatt ist es geworden.
So schaffen Mika, Malte und Arne tatsächlich die etwa hundert Meter lange ziemlich flache Strecke des Weges. ‚Danke, Tim! Danke, Kalle!’, denken sie. Die Schlitten rasen über die Eisfläche weiter. Arne erreicht jetzt mit seinem Schlitten Mika, er überholt ihn sogar. Nun sind es nur noch etwa zweihundert Meter, dann haben sie ‚Kringe’ unten vor der Altstadt Sonnfelds erreicht. Immer noch kommen ihnen Kinder mit ihren Schlitten entgegen. Die können Arne, Malte und Mika jetzt nicht mehr aufhalten. Sie schaffen es tatsächlich, die Jeetzel liegt vor ihnen.
Froh und glücklich steigen die drei von ihren Schlitten und klatschen sich ab. „Das war geil!“ – „Ja, voll krass!“, freuen sie sich. Ohne größere Pause ziehen sie danach ihre Schlitten wieder den Berg hinauf zu einem neuen Versuch. Sie gehen aber über den ‚Langenberg’, der Weg ist etwas kürzer, und es kommen ihnen hier sicher keine Schlitten entgegen.